Ausverkauftes Haus bei RüRo-Indoor-Festival in Meppen



Meppen – 26.04.2015. Mit der stärksten internationalen Note seiner Geschichte hat am Samstag das Festival Rüt‘n‘Rock in Meppen aufgewartet. Die zweite Auflage der Indoor-Variante im Saal Kamp wurde zu einer deutsch-niederländischen Angelegenheit, da die Band Kensington als Headliner viel Publikum von jenseits der Grenze anlockte. Resultat: ein ausverkauftes Haus mit über 1000 Besuchern in Feierlaune.Als Kensington gegen Viertel nach eins am Sonntagmorgen zu ihrem Zugabenblock auf die Bühne zurückkehrten, gab es von Musik wie Kulisse her so etwas wie ein Resümee der zurückliegenden Stunde: Mit gereckten Fäusten skandierte das Publikum den Refrain des Hits „Streets“ mit. Und bei „Little Light“ illuminierten Dutzende Smartphone-Displays nebst ein paar Feuerzeugen den Saal.

Nimmt man die Stimmung in der Menge als Gradmesser, wurde der Auftritt der vier Musiker aus Utrecht zu einem Glanzlicht der jüngeren RüRo-Historie. Das lag einerseits an ihrem Sound – hymnischer Breitwand-Poprock mit Melodien zum Mitsingen, der trotz einer gelegentlichen Dosis Pathos rechtzeitig vor der Grenze zum Uncoolen haltmacht. So etwas kann mitreißend sein, auch für jene, die mit dem Werk der Niederländer noch nicht allzu vertraut sind.

Eine wichtige Rolle spielte aber auch der Fakt, dass Kensington seit Anfang des Jahrzehnts im Nachbarland eine große Nummer sind. Dort füllen sie als Publikumsmagneten große Arenen wie den Amsterdamer Ziggo Dome. Folgerichtig zog das Quartett zahlreiche seiner sich selbst „Fansingtons“ betitelnden Anhänger nach Meppen, die die Atmosphäre des Festivals spürbar bereicherten.

Anders als bei anderen Gigs außerhalb ihres Heimatlands beschränkten sich Kensington somit nicht allein darauf, die Musik sprechen zu lassen. Die Frontmänner Eloi Youssef und Casper Starreveld traten immer wieder in Interaktion mit dem Publikum, brachten es beispielsweise zum kollektiven Auf- und Ab-Springen. Teils mussten sie gar nicht groß darum bitten: „Streets“ oder andere Hits wie „War“ und „Home Again“ entfalteten eine Eigendynamik.

Die Indie-Stars aus Holland für das Festival im Zeichen des Benefizes für Afrika zu gewinnen war für die Veranstalter „ein Glücksgriff“, wie Oliver Robin vom RüRo-Team zufrieden hervorhob. Er verglich diesen Coup mit der Verpflichtung von Sepultura 2010 , als man noch unter freiem Himmel in Haren feierte.

Die brachialen brasilianischen Thrash-Metaller standen für eine härtere musikalische Fraktion, die diesmal lediglich durch Among The Bridge vertreten war. Zusammen mit den Indie-Rockern Flutlicht hatte es die Combo aus der Niedergrafschaft als Sieger eines Bandcontests zum Festival geschafft. Komplettiert wurde das Line-up durch Toycar Taxi aus Emmen.

Durch das Zurückschrauben der Metal-Elemente war die 2015er-Auflage von RüRo die bisher poppigste. Auf der melodischen Poprock-Schiene unterwegs sind auch Bollmer: Die Band um den gebürtigen Harener Peter Bolmer legte einen sehens- wie hörenswerten Auftritt hin. Und das mit eingängigen Songs à la „Miranda“, deren Gitarrensound live druckvoller ist als auf dem Debütalbum.

Anschließend zeigten Razz einmal mehr, warum sie die zurzeit angesagteste Band aus dem Emsland sind. Der Level der Begeisterung, den die Schöninghsdorfer Formation auslöste, lag zwar unter dem, den Kensington einheimsten. Zieht man aber in Betracht, dass Razz noch keine Gold- und Platin-Alben hatten (unter anderem deshalb, weil der erste Longplayer noch auf sich warten lässt), ist die Resonanz dennoch beachtlich. Ebenso wie die Abgeklärtheit, mit der die vier zu Werke gingen.

Nach einem leisen Prolog von Sänger Niklas Keiser an den Keyboards brachten sie Live-Standards wie „Black Feathers“ und „Hillary“ sowie mehrere neue Nummern. Letztlich waren es aber die bekanntesten Razz-Songs „Turning Shadows“ und „Youth And Enjoyment“, die die Menge lautstark mit einstimmen ließ.

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