Zeitungsartikel erschienen am 02.08.2013 in der Ibbenbürener Volkszeitung
von Marianne Sasse
„Ich war wieder in meiner alten Heimat Ghana“ sagte Pater Bernhard Hagen. Fünf Wochen besuchte er im Juli 2013 das afrikanische Land, in dem er als Missionar tätig war und das ihm zur zweiten Heimat wurde.
1995 beendete er seine Missionarstätigkeit in Ghana und kehrte zurück nach Deutschland. Bis heute hält er Kontakt zu seiner ehemaligen Pfarrei und besucht sie in größeren Abständen.
„Der Kontakt zu den Menschen ist nach wie vor lebendig. Die Kinder von damals gehören heute zur leitenden Generation. Sie hatten die Möglichkeit zur Schule zu gehen. Viele haben diese Chance genutzt und sind in führende Positionen aufgestiegen.“, freut sich der Pater.
„Seit 20 Jahren hat Ghana eine Demokratie, schon mehrfach hat der Präsident gewechselt, immer ohne Probleme.“ Diese zwanzigjährige Demokratie merke man im Volke. „Anders als zu meiner Anfangszeit in Ghana, als die Menschen verängstigt waren und dumm gehalten wurden, um sie besser lenken zu können, denken, reden und handeln die Menschen heute frei. Ich war davon sehr angetan.“
Der Pater überzeugte sich davon, dass immer mehr Schulen gebaut und Krankenstationen eröffnet werden, gerade auch im Hinterland. Zudem sei ein großer Staudamm im Norden des Landes gebaut worden der Strom liefere bis in die Dörfer hinein. Bis dorthin wachse auch die Infrastruktur, verbessere sich der Straßenbau. „Wo wir früher auf primitive Weise Wege und Straßen angelegt haben, baut der Staat jetzt gute Straßen mit festem Untergrund“, berichtet der Pater von seiner Reise. (gute Vorarbeit, meint er)
Auch über die schulische Entwicklung freut er sich. „Die Schulen, die wir aufgebaut haben, werden jetzt vom Staat ausgebaut und gefördert.“ Somit wachse das Bildungswesen, das früher nur wenigen Menschen vorbehalten war. „Ich war in einem Gymnasium, das ich 1992 gegründet habe, zur Einweihung neuer Klassenräume und neuer Unterkünfte für die Schüler, eingeladen. Dieses Gymnasium besuchen jetzt 1250 Mädchen und Jungen. Es war bewegend für mich zu sehen, wie stark die Schülerzahl angestiegen ist. Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass heute fast gleich viele Mädchen und Jungen das Gymnasium besuchen. Früher war Bildung eher den Jungen vorbehalten.“ Überhaupt war der Pater freudig überrascht von der großen Zahl der Kinder die eine Schule besuchen. „Alle Klassen, die wir gesehen haben, waren übervoll, kaum eine unter 60 Kindern. Bildung ist sehr begehrt.“, erklärt der Afrika-Missionar, weil durch Bildung auch der Wohlstand wachse. Er hat aber auch festgestellt, dass das Leben teurer geworden ist, durch die Investitionen in Bildung, Gesundheit und Wohnkultur. Die Leute versuchen Geld zu verdienen. Sie haben heute die Freiheit, Unternehmen zu gründen. Überall sehe man jetzt Hühner- und Schweinefarmen, große Mango- Cashew- und Shea-Plantagen, und Maurer, Schreiner- und Schlosser-Werkstätten.
„Wenn ich an die Zeit vor 43 Jahren zurück denke, als ich nach Ghana gegangen bin, hat sich viel gewandelt. Damals waren die Menschen nackt und fühlten sich von Götterangst bedroht. Sie wussten nichts von Lebensplanung. Heute freut es mich zu sehen, dass die Menschen die Entwicklung zu ihrem Wohlergehen selbst in die Hand nehmen. Wenn sie auch von westlichem Wohlstand noch weit entfernt sind“, so der Pater. „Ich bin überzeugt davon, dass sich mein Einsatz und die vielfältige Unterstützung dazu, gelohnt hat.“ In der Kirche sehe man die gleiche Entwicklung, so der Pater, 1976 taufte er die ersten 16 Christen. Vier Jahre später gründete er die Pfarrei Tuna. Die Zahl der Christen sei rasant gewachsen auf mittlerweile einige Tausend. „Heute werden sonntags zwei Gottesdienste in der Kirche gefeiert, weil einer nicht ausreicht um allen Interessierten die Gelegenheit zu geben, am Gottesdienst teilzunehmen.“