“Du hast manchem Kind das Leben gerettet”

Pater Hagen, erzähl doch einmal wieder eine Geschichte. „Du hast manchem Kind das Leben gerettet“, sagst Du! Wie ging das?


Ja, ich erinnere mich an einem Fall in den 1980iger Jahren. Es war an einem Montag-morgen, ich fühlte mich nicht so wohl und nahm wie gewöhnlich meine Malaria-Tablette. Die Sonne stand am blauen Himmel und brachte die Temperatur auf 28 Grad. Ich machte mich auf den Weg zu Fuß zu einem kleinen Dorf, 3 km von Tuna. Es war ein Pfad, der durch ein Wäldchen führte. Rechts und links zwitscherten die kleinen Vögel, und am Boden bewegten sich Ameisen und anderes Kleintier. Die Natur war in Bewegung. Ich erreichte das kleine Bauerndorf, wo die Gehöfte verstreut liegen. Ich gesellte mich zu einigen Leuten unter einem Baum und nahm teil an deren Unterhaltung. Plötzlich kam eine Frau herbei, ganz außer Atmen, und berichtete, dass da drüben in dem Haus ein kleines Kind im Sterben liegt, und weinende Frauen herbei gelaufen kommen.
Ich machte mich sofort auf den Weg dorthin. Unterwegs erzählte man mir, dass die Mutter mit dem kranken Kind ins Dorf nach Tuna gerannt sei. „NACH TUNA“, dachte ich, das kann doch nur mein Haus sein, denn in ganz Tuna gibt es keine Krankenschwester, und nicht einmal eine Aspirin-Tablette. Also machte ich mich schnellen Fußes auf den Weg nach Hause, und fand dort die Frau auf dem Boden sitzend vor meiner Haustür. Das 8 monatige kleine Mädchen war heiß wie ein Backofen, das Herz schlug als wolle es aus der Brust springen. Es verdrehte die Augen und röchelte. Also, Malaria mit hohem Fieber. Kein Problem, ich hatte dafür Medizin. Also, eine Tablette gegen Malaria, eine gegen Fieber, und etwas für den Magen. Ich zerdrückte alles in Pulver und löste es in Wasser auf. Ich gab dem kleinen Mädchen einen Teelöffel voll zu trinken, aber sobald sie es geschluckt hatte, kam es wieder heraus. Ich versuchte noch einmal, und wieder kam es heraus. Ja, sagte die Mutter, so geht es schon zwei Tage. Nun war guter Rat teuer.
Inzwischen kamen die Frauen aus dem Dorf und weinten. Ich habe einen Türhüter angestellt um sie fern zu halten, und nach und nach verschwanden sie auch wieder. Nun saß ich da, vor dem Kind, und dachte: dieses Kind darf nicht sterben. Ich rührte Zuckerwasser an und gab dem Kind einen halben Teelöffel zu trinken. Es war nicht einmal so viel, dass es den Magen erreichte, und es blieb auch drin. Nach 10 Minuten wiederholte ich es, und dann wieder nach 10 Minuten. Hoffnung !
Ich holte eine Schüssel mit kaltem Wasser und einen Waschlappen, und bat der Mutter das Kind zu waschen. Das Kind bekam einen Schock und schrie. Schnell haben wir es in ein Tuch eingewickelt. Alle 2 Std. wurde dies wiederholt. Auch der Mutter bat ich ihre Brust zu kühlen und die Milch auszupressen, was sie auch tat. So gab ich dem Kind alle 15 Min., den ganzen Tag hindurch, einen Teelöffel Zuckerwasser zu trinken. Gegen Abend gab ich dann etwas Medizin-pulver dazu. Abends spät ging die Mutter mit dem Kind nach Hause und ich bat sie am nächsten Morgen zu kommen.
Früh am nächsten Morgen kam der Vater und erzählte mir dass es dem Kind gut geht, und es hätte nur einmal in der Nacht gebrochen Den habe ich dann scharf in die Augen geschaut und gesagt: Sofort nach Hause und schick mir die Mutter mit dem Kind! Vor lauter Schreck ist er gerannt, und bald waren Mutter und Kind wieder da. Nun habe ich das Kind behandelt und der Mutter gesagt was sie tun soll….

Immer, wenn ich dieses Mädchen sah, habe ich mich gefreut.
Einmal war ich an einem Sonntagnachmittag in einem Dorf und hatte auch meine Medizintasche dabei. Unter anderen war da ein 7 jähriger Junge, gut genährt und hatte einen dicken Bauch. Er klagte über Bauchschmerzen. Dem verabreichte ich einige Tabletten. Er würgte und brachte zwei Stricknadeln dicke, 40 cm lange Würmer heraus. Damit nicht genug, sie bewegten sich und krochen davon. Dem Jungen habe ich mit einer doppelten Dosis Wurmmittel behandelt, bis der Bauch wieder normal war.
All dieses führte mich zu dem Entschluss in Kalba eine Kranken-station zu errichten. Wir fingen ganz klein an: eine Hebamme, zwei Krankenpfleger, eine kleine Unterkunft und ein Auto für den Transport.
Durch die Hilfe des Aktionskreises Pater Hagen und auch andere Spenden haben wir über viele Jahre hinweg, eine gut funktionierende Krankenstation errichtet, wo jetzt 22 Leute arbeiten und die Gesundheit für 22000 Menschen in 64 Dörfern fördern. Engpässe gibt es immer wieder bei der Medizin und dem Transport. Aber da sind wir ja immer wieder am Ball!!
So haben nicht nur ich, sondern wir alle, die an dieser Aktion arbeiten, vielen Kindern und Erwachsenen das Leben gerettet.
Und dies soll nicht nur mir sondern uns allen ein gutes Gefühl geben: Ich habe irgendwo in der Welt armen und kranken Menschen geholfen.    „DIENST AM MENSCHEN ist DIENST AN GOTT“  Ich wünsche allen ein gesegnetes Osterfest
P. Bernhard Hagen

“Du hast manchem Kind das Leben gerettet”
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